Der Mühlacker Stadtrat und Oberbürgermeisterkandidat Paul Renner hat im Rahmen seines Wahlkampfs zu einer öffentlichen Radtour unter dem Motto „Wie fahrrad(un)freundlich ist Mühlacker wirklich?“ eingeladen. Gemeinsam mit zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern wurden neuralgische Punkte im Stadtgebiet abgefahren, um vor Ort zu sehen, wo Radfahrende gefährdet sind oder Verbesserungsbedarf besteht. Das Fazit: In Sachen Radverkehr hat Mühlacker noch erheblichen Nachholbedarf.

Die Tour führte vom Kelterplatz über die Bahnhofstraße und Lienzinger Straße bis zur Osttangente, weiter durch die Industriestraße und über den Haltepunkt Rösslesweg zurück zum Ausgangspunkt. Schon in der Innenstadt zeigte sich, dass Radfahrende häufig improvisieren müssen. Am Maulbeerbaumplatz sorgt der Radkreisel regelmäßig für gefährliche Situationen, am Kelterplatz ist der Raum zwischen Rathausgebäude und Baum viel zu eng. In der Bahnhofstraße erleben Radfahrende regelmäßig riskante Überholmanöver und unübersichtliche Ausfahrten, eine Strecke, die viele Eltern für ihre Kinder meiden. „Gerade für Familien und Kinder ist Radfahren in der Innenstadt oft zu gefährlich. Wenn wir wollen, dass mehr Menschen vom Auto aufs Rad umsteigen, müssen sie sich sicher fühlen und das geht nur mit einer klaren und durchgängigen Radinfrastruktur“, betont Renner.
Auch entlang der Lienzinger Straße und der Osttangente wurde deutlich, dass viele Strecken zwar formal für den Radverkehr freigegeben sind, praktisch aber kaum nutzbar. Engstellen, geteilte Gehwege, fehlende Auffahrten und riskante Einfahrten erschweren das sichere Fahren. Besonders kritisch ist die Unterführung am Rösslesweg, deren enge Kurven und schlechte Sichtverhältnisse den Verkehr dort gefährlich machen. Viele der Mängel ließen sich jedoch mit überschaubarem Aufwand beheben: Spiegel an unübersichtlichen Stellen, rote Radspuren an Ein- und Ausfahrten, eine bessere Beschilderung und die Sanierung schadhafter Abschnitte wie am Enztalradweg oder in den Waldäckern könnten kurzfristig Verbesserungen schaffen.
Die Teilnehmenden der Tour sehen die Auszeichnung Mühlackers als „fußgänger- und fahrradfreundliche Stadt“ kritisch. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klaffe eine deutliche Lücke. „Wir brauchen keine Symbolpolitik, sondern sichtbare, alltagstaugliche Lösungen“, so Renner. „Es geht nicht um Luxusausbau, sondern um Sicherheit, Übersicht und klare Wegeführung und das ist mit überschaubarem Aufwand machbar.“ Ziel müsse ein durchgängiges, sicheres Radwegenetz sein, das besonders Kindern, Jugendlichen, Familien und Alltagsradlerinnen und -radlern zugutekommt.

„Was heute noch als Mängelliste erscheint, ist in Wahrheit eine Ideenliste“, fasst Renner zusammen. „Wenn Verwaltung, Politik und Bürgerschaft gemeinsam anpacken, kann Mühlacker zu einer Stadt werden, in der Radfahren Freude macht, in der Innenstadt genauso wie in den Stadtteilen. Davon profitieren am Ende alle: Wer sicher Rad fährt, entlastet die Straßen, reduziert Staus und sorgt für eine lebenswertere Stadt.“